In der Leipziger Restaurierungswerkstatt der Firma Paperminz Bestandserhaltung GmbH werden derzeit wertvolle Handschriften aus dem Bestand des Leipziger Missionswerkes restauriert. Ermöglicht wurde diese durch eine Förderung der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) im Rahmen des Sonderprogramms der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie das Land Sachsen-Anhalt. Die Franckeschen Stiftungen, wo die Dokumente seit 2006 als Depositum in der Indien-Abteilung des Archivs aufbewahrt werden, bemühte sich erfolgreich um die Rettung des wertvollen Archivmaterials. Ziel des Projekts ist es, den Tintenfraß durch restauratorische Maßnahmen zu stoppen, die Papiere zu entsäuern und zu stabilisieren, so dass die Quellen der wissenschaftlichen Forschung zugänglich gemacht werden können. Rund drei Prozent sind vermutlich derart beschädigt, dass sie im aktuellen Projekt nicht wieder für eine Nutzung restauriert werden können.

Für Stiftungsarchivar Dr. Jürgen Gröschl sind die Dokumente einmalig und unersetzlich. Insbesondere die Unterlagen zur Ordination indischer Missionsmitarbeiter (1733) sind erste Zeugnisse einer eigenständigen lutherischen Kirche in Indien. Briefe von August Hermann Francke (1663–1727) und des dänischen Königshauses an die Missionare sowie Briefe, Tagebücher und Berichte der Missionare geben einen faszinierenden Einblicke in den Alltag des Missionsgebiets. Die Dokumente belegen, dass vor allem auch die sprach- und naturkundlichen Forschungen der hallischen Missionare in Südindien mit großem Interesse weit über Deutschland hinaus verfolgt wurden. So belegen Briefe aus Russland und Nordamerika das weitreichende internationale Netzwerk der Dänisch-Hallischen Mission. Die Handschriften dokumentieren über eine Zeitspanne von nahezu 130 Jahren den dynamischen Begegnungsprozess unterschiedlicher Kulturkreise. Ihre Restaurierung kann dazu beitragen, neue Zugänge und Forschungsperspektiven zu eröffnen, die nicht zuletzt aus der aktuellen Postkolonialismusdebatte erwachsen.

Die indische Wissenschaftlerin und Expertin für die Dänisch-Hallesche Mission, Prof. Dr. Rekha Rajan, von der Universität New Delhi betont das Interessante des Inhaltes: "Es wurde nicht alles gedruckt. Interna, die in diesen Briefen zu finden sind, wurden in den Veröffentlichungen weggelassen. Sie zu erforschen ist wichtig, um Problemfelder zu beleuchten, beispielsweise den Umgang der Missionare mit dem Kastensystem. So finden sich Briefe von Francke, in denen er gegen eine nach Kasten getrennte Sitzordnung in den Kirchen plädiert." Es sei wichtig, über die gedruckten Quellen hinaus auch die Handschriften zu erforschen. Das werde nun möglich, wofür sie sehr dankbar sei.

Das Leipziger Missionswerk trug Eigenmittel in Höhe von 8.000 Euro bei. Auch der Freundeskreis der Franckeschen Stiftungen finanzierte die Restaurierung mit.

Bilder: Restauratorin Esther Hannemann erläutert die Schritte bei der Papierrestaurierung.