Das Missionswerk der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland

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Afrika: Das zweite Standbein

Die Afrikamission, 1892–1914

Als das Deutsche Reich 1885 damit begann, sich als Kolonialmacht in Ostafrika zu betätigen, drängte die „nationale Christenpflicht“, dass auch dort das Evangelium verkündet werden soll. Die Leipziger Mission zögerte lange. Als sie sich 1892 aber doch dazu entschied, betonte sie, „nicht dem Deutschen Reich, sondern dem Reich Gottes“ dienen zu wollen. Für die Empfänger der Mission vor Ort war das eine jedoch kaum vom anderen zu unterschieden. Auch die Missionare selbst arbeiteten unter dem Zwiespalt, sich einerseits deutlich von der Kolonialmacht abzugrenzen, und andererseits die nötige Loyalität gegenüber der Kolonialbehörde vor Ort zu wahren.

Drei Jahre nach dem Beginn der Missionstätigkeit 1893 kam es 1896 westlich des Kilimanjaro am Mount Meru zu einem einschneidenden Ereignis. Bei der Gründung der neuen Missionsstation kamen die beiden Missionare Karl Segebrock und Ewald Ovir bei einem Überfall von einheimischen Kriegern der Waarusha und Wameru gewaltsam ums Leben. Verhängnisvoll war in diesem Zusammenhang wahrscheinlich der Umstand, dass der Hauptmann der deutschen Askari-Schutztruppe in Moshi, Kurt Johannes, ihnen zu ihrem ‚Schutz‘ mit einer kleinen Gruppe gefolgt war und in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft sein Lager aufgeschlagen hatte. Dem nächtlichen Überfall auf die deutsche Militärgruppe, der wohl eine Racheaktion einheimischer Krieger für frühere Aggressionen der deutschen Kolonialtruppe unter Hauptmann Johannes war, fielen Ewald Ovir, Karl Segebrock und die sie begleitenden einheimischen Mitarbeiter zum Opfer.

Den Tod der beiden Leipziger Missionare nahm die deutsche Schutztruppe zum Anlass für eine gewalttätige "Strafaktion" an den Waarusha und Wameru: die Männer wurden getötet, die Frauen und Kinder verschleppt, das Vieh konfiziert und das Land an Siedler aus dem südlichen Afrika vergeben. Das Ereignis am Meru löste die kritische Frage aus, ob die Missionare überhaupt willkommen seien. Dennoch wurde die Missionstätigkeit fortgesetzt. Am Meru dauerte es allerdings mehrere Jahre, bis das durch die Gewaltaktion der deutschen "Schutztruppe" zerstörte Vertrauen zu den Missionaren wieder hergestellt war. Große Wirkung erzielte die Leipziger Missionsarbeit unter den Wachagga südlich des Kilimanjaro. 1898 fanden erste Taufen statt. Nach einem Jahrzehnt missionarischer Tätigkeit waren erste Gemeinden entstanden.

Anders als in Indien wurden kleine Schulen an den Missionsstationen das wichtigste Instrument der Christianisierung und der Schlüssel zum wachsenden Erfolg. Die ersten Schüler waren zum Teil von ihren Familien verstoßene Kinder. Sie bekamen Kost, Logis und Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen. Im Gegenzug wurden sie für Hilfsarbeiten beim Aufbau der Stationen herangezogen und ausgebildet. Des Lesens, Schreibens und Rechnens kundige Einheimische waren dann wiederum begehrte Arbeitskräfte für die Kolonialverwaltung.

Neben den Schulen betätigte sich die Mission zunehmend auch im Bereich der Krankenheilung. 1902 entsandte die Leipziger Mission mit Dr. Hermann Plötze ihren ersten Missionsarzt nach Deutsch-Ostafrika. Aus ‚Arzneihäuschen‘ entstanden Krankenstationen und erste Hospitäler.

Daniel Keiling

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