Das Missionswerk der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland

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Aufleben und staatliche Beschränkung

Das Missionswerk in den 20ern und während der Nazidiktatur, 1920–1945

Paul hatte schon Weichen gestellt für den Wiederanfang in Übersee, als Carl Ihmels, sein Nachfolger seit 1923, Sohn des sächsischen Landesbischofs, in der immer noch sehr schwierigen Lage, zuerst in Afrika und dann in Indien, die Arbeit neu aufbauen konnte. Noch auf dem Höhepunkt der Inflation wurde das Seminar wiedereröffnet. Von 1879 bis 1914 hatte es nach einigen Experimenten ohne Unterbrechung existiert, als sich gezeigt hatte, dass nicht genügend Theologen rekrutiert werden konnten. Die Ausbildung wurde auf sechs Jahre festgelegt, je drei für die humanistischen und die theologischen Fächer. Die Verbindung zur Universität wurde ausgebaut. Einige Lehrkräfte des Seminars wechselten zu ihr über. Ihmels wurde Honorarprofessor.

Die Hoffnung auf Aussendungen wurde nicht enttäuscht, als auf Grund der Verträge von Locarno im Oktober 1925 auf Drängen des Internationalen Missionsrats Großbritannien deutsche Missionen in seinen Territorien wieder zuließ, die Leipziger 1926. Schon von September 1925 bis April 1926 weilte Ihmels in Indien. Die Zahl der alten und neuen Kräfte, die nun ausgesandt wurden, erreichte jedoch nie die der Vorkriegszeit. Nach Afrika reiste Ihmels 1927. Da hatten die Dschagga schon eine Mission unter den nomadischen Massai begonnen. Auch hier kamen wieder Missionare – wegen Geldnot in beschränkter Zahl – zum Einsatz. Sie gaben der Kirche 1930 die erste Kirchenordnung.

Doch schon all zu bald begannen die Restriktionen des Hitler-Regimes: Sammlungs-, Vereins-,  Druckverbot. Wegen Kürzung der zugewiesenen Devisen mussten viele Kräfte nach kurzer Tätigkeit wieder zurückgezogen werden, noch ehe der Rest der Deutschen im 2.Weltkrieg repatriiert oder interniert wurde. In Indien halfen der Verkauf eines Grundstücks und eine Anleihe bei der Kirche, in Ostafrika eine Kaffeefarm. Unter den Leipzigern in Indien sympathisierten wenige mit der nationalsozialistischen Ideologie, in Ostafrika mehrere. In Deutschland gab es erst neben Gegnern auch solche, die aus der Nazi-Ideologie Kapital für die Mission schlugen. Die Heimatleitung aber richtete sich klar an der Bekennenden Kirche aus. Um die Zulassung der öffentlichen Jubiläumsfeier 1936 musste gekämpft werden. Bissige Feindschaft bekundete drei Jahre später die „SS“ u.a. mit dem Vorwurf des Vaterlandsverrats.

In dieser Lage gewann die Kirchbildung in Übersee erhöhte Aktualität. Es drängte nun die Schulung einheimischer Kräfte. Schwerpunkt dafür wurde in Indien die 1927 gegründete, zunehmend allindische, lutherische theologische Hochschule „Gurukul“ in Madras (heute Chennai) neben dem Seminar in Tranquebar, ab 1971 auch dem United Theological College in Bangalore, in Afrika 1933 das Theologische Seminar in Madschame, später in Makumira. Weitere Akzente kamen hinzu: in Indien vor allem die soziale Hebung der Dalits, in Afrika die ärztliche Mission. Während in Indien noch bis 1950 eine fragwürdige doppelte Verwaltung aufrecht erhalten wurde, d.h. neben der Kirche noch ein Missionarsverbund für übergemeindliche Aufgaben, verlief in Ostafrika der Prozess geradliniger. Hier entstand 1942 unter der Leitung der Augustana-Synode der USA die „Lutherische Kirche von Nordtanganyika“ unter einem Missionar als Präsident mit breiter Machtfülle. Da war schon über die Hälfte des Dschaggavolkes christlich.

Pfarrer Dr. Hugald Grafe

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