Das Missionswerk der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland

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Geschichte des Missionshauses

Am 14. Mai 1855 wurde der Grundstein des Missionshauses vor den Toren der Stadt Leipzig gelegt. Fast 2.000 Gäste - darunter nicht nur kirchliche Würdenträger, sondern auch der Kreisdirektor als erster Vertreter Seiner Majestät des Königs in Leipzig und der Stadtverordneten-Vorsteher - waren dabei. Von einem Sammelpunkt aus bewegte sich ein Festzug zum Bauplatz in der damaligen Carolinenstraße 17, der heutigen Paul-List-Straße. Der Bauplatz war festlich geschmückt; an den Eingängen wehte neben der Landesfahne auch die städtische.
Prof. Dr. Kahnis sprach als erster zur „Hochgeehrten Versammlung“: „So lange eine Kirche gewesen ist, hat sie sich zur Missionspflicht bekannt. […] Es soll dies Haus ein Vaterhaus sein für unsere Sendboten in der Ferne, für die Zöglinge, die wir noch senden wollen, […] der Mittelpunkt aller Missionskräfte unserer Gesellschaft“.
Condirector Dr. Besser vertrat den erkrankten Direktor der Missionsgesellschaft: „Dies Haus [soll] ein Schatzhaus werden, ein Haus, worinnen wohne und walte unsrer Kirche einiger Schatz, ihre rechte untadelige Lehre, ihr lautes Verständnis des Geheimnisses Christi […] Unser Seminar soll werden - nicht eine Fabrik […] zur Herrichtung von Säemaschinen, in welche die Confession nur so eingeschüttet würde, sondern eine Wachstumsstätte lebendiger Säeleute […] selber getragen von Seiner widergebärenden, kirchenzeugenden und kirchenerhaltenden Kraft.“
Drei weitere Deutungen des Missionshauses fügt Condirector Besser an, das Motiv des Zeughauses, des Nahrungsmittelmagazins und der Heilslehranstalt: „Eine Heilslehranstalt zu Nutz den Elenden, den Blinden, den Tauben, den Lahmen, den Aussätzigen.“
Die Zeitumstände von 1855 werden von Diaconus M. Schneider so beschrieben: „Krieg und Kriegsgeschrei bedeckt die Erde, und bedroht auch unsere friedlichen Grenzen; die Plage der Teuerung sucht seit Jahren uns heim, und die Verarmung und das Elend wächst riesengroß; die Frucht dieser Züchtigung ist gering unter einem abgefallenen Geschlechte, und die Kirche ist zerrissener in sich denn jemals.“
Dr. Ahlfeld, Pastor an einer der Hauptkirchen Leipzigs, legte am Schluss der Veranstaltung seiner „lieben Stadt Leipzig“ das ganze Werk besonders ans Herz: „Du liebe Gemeinde von Leipzig, Du Stadt Leipzig, bist von vielen anderen Städten dazu berufen, dich an dem Missionswerke zu beteiligen. Du bist nicht eine Stadt wie andere Städte, welche ihr Feld rings um sich herumliegen haben, säen, ernten, einführen und essen. Das Feld, auf welchem deine Nahrung wächst, ist ein großer Teil der Erde. Auch viele Heidenlande müssen zu deiner Erhaltung mit beisteuern. Auf jede deiner Messen wird eine Menge von Waren gebracht, an denen die Seufzer, der Schweiß und das Blut der westindischen und amerikanischen Neger, der Hindus und anderer Heidenvölker hangen. […] Was kannst und willst du diesen armen Völkern dafür bieten? […] Jesus Christus, der einige Heiland, und das lautere Wort, die einige Heilsbotschaft. Darum baue mit am Missionshause. Baue mit durch deine Gebete.“

Am 24. Juni des Jahres 1856 erfolgte die Einweihung des Missionshauses. Zu den zahlreichen Anwesenden gehörten der erste königliche Beamte in Leipzig, der städtische Superintendent und Vertreter fast aller mit dem Missionswerk verbundenen Vereine Deutschlands. Nach der Übergabe des Schlüssels an den stellvertretenden Vorsitzenden des Collegiums, Prof. Kahnis übergeben, der das Haus mit den Worten öffnete: "Herr, segne unsern Eingang und Ausgang! So schließe ich dieses Haus auf im Namen des Vaters und des Sohnes  und des Heiligen Geistes." Die Eröffnungsrede, die Missionsdirektor Graul im gefüllten Lehrsaal hielt begann mit den Worten: "Friede! Das sei das erste Wort, das ich im Namen unsrer evangelisch-lutherischen Mission in diesem Hause spreche. Friede, Friede sei in diesem Hause!" Weitere Redebeiträge kamen von Pfarrer Reuter aus Nürnberg, dem Vorsitzenden des lokalen Leipziger Missionsvereins, Pastor Ahlfeld. Das Abschlussgebet sprach erneut Prof. Kahnis. Insgesamt waren 15.000 Taler zur Errichtung des Gebäudes bereitgestellt worden. Einen großen Teil davon hatte Graf Einsiedel für einen äußerlich ansprechenden Bau gespendet, denn ihm erschien der ursprüngliche, einfache Entwurf der Funktion des Gebäudes nicht angemessen. Das Gebäude war zu Beginn vor Allem Ausbildungsstätte für die damals fünf künftigen Missionare in Südindien.

 

 

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