Das Leipziger Missionswerk feierte am vergangenen Sonntag sein 185. Jahresfest. Das Motto „Gäste, Fremdlinge & andere Heilige“ - eine Abwandlung des Wochenspruchs aus Epheser 2,19 – nahm das Thema Vielfalt in der Kirchgemeinde in den Blick.

Im Gottesdienst in der Leipziger Nikolaikirche predigte Dr. Dorottya Nagy aus Amsterdam. Die Professorin für Theologie und Migration war als gebürtige Ungarin sichtbar ergriffen, auf der Kanzel der Friedensgebetskirche zu stehen. In Bezug auf das Thema Vielfalt bemerkte sie, dass auch in der Kirche eine Polarität vorhanden sei. Es gäbe noch zuviel „wir“ und „sie“, eine Einteilung in Erst- und zweitrangige Christen. Gottes Hausgenossen zu sein, bedeute aber eine Einheit in Christus zu sein. Das habe zur Folge, dass Christen auch Verantwortung trügen für alle, die noch Gäste und Fremdlinge sind.

In der nachmittäglichen Online-Veranstaltung verband der sächsische Landesbischof Tobias Bilz das Thema mit dem Begriff „Heimat“. Es sei wichtig, über die geistliche Beheimatung zu sprechen. Dabei gehe es aber nicht nur darum, eine „lokale Kapelle“ zu errichten, sondern am globalen Haus Gottes zu bauen. Ramona Baldermann-Ifland von der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Leipzig betonte, dass die Kirche eben kein Spiegelbild der Migrationsgesellschaft sei. Viele Kirchgemeinden möchten gern Orte der Gastfreundschaft und Beteiligung sein, aber es brauche viele kleine Schritte, um den Prozess der Vielfalt gut zu gestalten. Sie wählte dafür als Sinnbild die Papierfaltkunst Origami, bei der man manchmal auch ein paar Schritte wiederholen müsse, um zum Ziel zu kommen. Der Kenianer Frank Koine setzt als Jugendpfarrer in einem „Erprobungsraum“ der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland in Lutherstadt Wittenberg eine Willkommenskultur um. Er ermutigt die Gemeinden, mit gutem Beispiel voranzugehen. Eine Kirche, die Vielfalt widerspiegele, habe auch eine wichtigere Stellung in der Gesellschaft.

Zum Bild: Im Jahresfest-Gottesdienst wurden auch die Süd-Nord-Freiwilligen aus Tansania gesegnet. Sie sind in verschiedenen Einsatzstellen in Sachsen und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland tätig. Aus Indien und Papua-Neuguinea waren coronabedingt noch keine Einreisen möglich.

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