Auch wenn das Gespräch des Leitenden Bischofs unserer tansanischen Partnerkirche ELCT, Dr. Alex Malasusa, und des sächsischen Landesbischofs Tobias Bilz vom tragischen Unfalltod des Bischofs der Mwanga-Diözese Chediel Sendoro überschattet war, wurden wichtige Dinge besprochen: Was ist der Mehrwert der Partnerschaft der beiden Kirchen? Wie kann Kirche für junge Menschen attraktiv sein? Was hat Tansania im Zusammenleben unterschiedlicher Religionen Deutschland voraus?

Immer wieder wurde deutlich, dass die beiden Kirchen durchaus vor ähnlichen Herausforderungen stehen und sich ein Austausch lohnt. So geht es sowohl in Tansania als auch in Sachsen um die Frage, wie die Kirche für junge Menschen attraktiv sein kann. Die Spannung zwischen Tradition und neuen Formen des Gottesdienstes sowie die Herausforderung durch eine Vielzahl an Angeboten sehen beide Bischöfe. „Wir befinden uns in einer kulturellen Konkurrenzsituation, insbesondere bei Jugendlichen.“, so Bilz. Malasusa plädierte für eine gute Mischung aus unterschiedlichen Angeboten für alle Generationen. In Tansania wollten die Älteren die traditionelle Liturgie und die von den Missionaren übersetzten „heiligen Choräle“ beibehalten, während junge Menschen sich tanzbare Musik wünschten. Dann gäbe es eben für jeden etwas.

Wichtig sei, so bestand Einigkeit, dass der Gottesdienst eine wertvolle Zeit sei, die den Menschen etwas geben müsse. Gesucht würden Ermutigungserlebnisse, so Bilz. Wenn die Predigt keine Relevanz für das Leben der Gläubigen habe, dann führe dies zu Enttäuschungen. Pfarrerinnen und Pfarrer dürften nicht davon ausgehen, dass in ihrem Gottesdienst Theologen sitzen, die an einer akademischen Auseinandersetzung mit den biblischen Texten interessiert seien. „Wir wollen die Kraft Gottes ins Leben der Menschen bringen.“, formulierte Bischof Bilz sein Ziel. Malasusa stimmte dem zu: „Gut ausgebildete Theologen neigen dazu, eher eine Vorlesung als eine Predigt zu halten. Eine Predigt ist aber etwas anderes.“

Bischof Malasusa empfahl, das Hauptaugenmerk auf die Eltern zu legen. Es sei ihre Pflicht, die Kinder nicht nur zu ernähren, sondern ihnen auch den Glauben weiterzugeben. LMW-Direktorin Annette Kalettka wandte ein, dass Sachsen eine säkulare Gesellschaft sei, in der häufig weder Eltern noch Großeltern Berührung mit dem Christentum hätten. Die christliche Familientradition sei oft weggebrochen. „Wir leben gut ohne Gott“, sei eine Haltung, die weit verbreitet sei, ergänzte Bischof Bilz.

An dieser Stelle unterscheiden sich die Gegebenheiten in beiden Ländern. In Tansania gehört der Glauben zum Leben: „Der Glauben ist öffentlich nicht privat. Es ist erlaubt, den Glauben zu teilen.“ Die Muslime – der Islam ist die zweite große Religionsgemeinschaft in Tansania - täten dies auch. „Das ist kein Nachteil“, so Malasusa, „sondern eine Herausforderung. Wir sind kein christliches Land.“ Das hindere die Kirche daran einzuschlafen.

Die Beziehung zum Islam sei seit 300 Jahren erprobt und das Verhältnis nach den gewaltsamen Auseinandersetzungen vor gut zehn Jahren wieder sehr gut und stabil. Es wurde ein Zentrum für den Christlich-Muslimischen Dialog eingerichtet. Mit intensiven Gesprächen habe man den – wie Bischof Malasusa betont von außen importierten – Konflikt beilegen können. Gegenseitige Besuche bei Feierlichkeiten sind Standard. Selbstverständlich habe er von muslimischer Seite auch schon ein Kondolenzschreiben für Bischof Sendoro erhalten. Gern sei er bereit, die interreligiösen Erfahrungen zu teilen. Sie seien Experten dafür, weil das Zusammenleben in Tansania zum Alltag gehöre.

Malasusa verwies auch auf die Sonntagsschule und die Konfirmandengruppen in der tansanischen Kirche. Um sicherzustellen, dass die Jugendlichen nach der Konfirmation nicht verloren gingen, wird die Christian Student Association als christliche Vereinigung aktiv gefördert. In Chören, Bibelkreisen, aber auch Sportgruppen werden junge Menschen an die Kirche gebunden.

Im Zusammenhang mit dem Thema Partnerschaft betonte Bischof Malasusa die Bedeutung des Internationalen Freiwilligendienstes – in beide Richtungen. Die jungen Menschen seien nicht dieselben nach ihrer Rückkehr. Er wünschte sich diese Erfahrung auch für ältere Menschen und sei es nur für zwei Wochen. Es sei sinnvoller, Menschen kennenzulernen, als nur Löwen und Giraffen anzugucken. Dialog lerne man nicht aus der Ferne.

Beide Bischöfe versicherten, weiter füreinander zu beten. Es wurden gegenseitige Einladungen zu weiteren Begegnungen ausgesprochen.