Am 11. August 2024 verstarb Dr. Christian J. Ulrich Meyer. Am 28. September 1939 in Nürnberg geboren, studierte Ulrich Meyer Theologie in Hamburg, Heidelberg und Erlangen. Nach einem Kurs des Predigerseminars der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Pullach folgte ein Studienjahr mit dem Postgraduate-Austauschprogramm des Weltkirchenrates (ÖRK) am United Theological College (UTC) in Bangalore, Indien. Sein Vikariat absolvierte er in der bayerischen Landeskirche, in der er 1968 in Nürnberg zum Pfarrdienst ordiniert wurde. Anschließend ging er für theologische Forschungen nach Heidelberg, die er dort im Juli 1970 mit seiner Promotion zum Dr. theol. abschloss. Von 1970 bis 1973 war Dr. Meyer als Dozent an den Theologischen Hochschulen Gurukul in Chennai und am UTC in Bangalore, von 1973 bis 1975 als Studienleiter an der Missionsakademie an der Universität Hamburg tätig. Zwischen 1975 und 1981 arbeitete er als Gemeindedepfarrer in Fürth/Bayern, wo er Sibylle Gaag heiratete, bevor er 1981 als Dozent an das Missionsseminar Hermannsburg (heute die Fachhochschule für Interkulturelle Theologie FIT) berufen wurde. Von 1992 bis 2003 war er erneut als Gemeindepfarrer tätig, zunächst bis 1998 in der Deutschsprachigen Protestantischen Gemeinde in Nordindien in Neu-Delhi, und anschließend bis zu seinem Ruhestand 2003 in der Gustav-Adolf-Gemeinde Schweinfurt.
Ulrich Meyer war über die vielen Jahre hinweg eng mit dem Leipziger Missionswerk verbunden: Seine Aussendung nach Indien am 6. September 1970 in der Hildesheimer Kirche St. Michael erfolgte durch den damaligen Generalsekretär der Leipziger Mission (West), Horst Becker. So wurde Dr. Meyer in einer Zeit, in der von Leipzig selbst aus keine direkten Entsendungen ins Ausland mehr stattfinden konnten und in der auch die Berufsbezeichnung „Missionar“ abgelöst wurde durch die des „Ökumenischen Mitarbeiters“, Leipziger Mission in Indien.
Ulrich Meyer ist mit seiner Biografie ein beredter Zeuge nicht nur der Entwicklung innerhalb von Mission und Ökumene in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sondern auch des Miteinanders der in dieser Zeit zu landeskirchlichen Missionswerken sich verändernden früheren deutschen Missionsgesellschaften.
Wir sind dankbar, dass wir mit der Publikation seiner bis dahin unveröffentlichten Dissertation Identität und Kommunikation. Einheimische Theologie in sechs Kontinenten. Eine Untersuchung des Begriffs „Indigenisation“ am Beispiel Indiens (Leipzig 2021) unseren Verlag weltweit. Neuer Verlag der Leipziger Mission ins Leben rufen und die Reihe der Leipziger Beiträge zur Interkulturellen Theologie beginnen konnten. Unser früherer Direktor Ravinder Salooja denkt gerne an die herzliche und erfreuliche Zusammenarbeit.
Ein langes, erfülltes und wirkungsvolles Leben ist an einen Punkt gekommen. Als Christinnen und Christen vertrauen wir darauf, dass es kein Endpunkt ist, sondern dass Gottes Hand uns trägt und leitet in eine andere Zeit und Welt. Wir befehlen Ulrich Meyer in Gottes erbarmende Hände. Möge er im ewigen Frieden ruhen! Und möge Gottes Trost mit allen sein, die ihn vermissen.