1840 und 1843 erreichten drei von australischen Aborigine-Kindern geschriebene Briefe die Dresdner Missionsgesellschaft. Die ersten Missionare der Dresdner, später Leipziger Mission, waren 1838 nach Adelaide in die kurz zuvor gegründete Siedlerkolonie Süd-Australien entsandt worden. Nach ihrer Ankunft gründeten sie in Piltawodli am Stadtrand von Adelaide eine Schule für die Kinder der Kaurna-Gemeinschaft. Schülerinnen und Schüler dieser Schule hatten die Briefe (begleitet von Übersetzungen von Missionar Samuel Gottlieb Klose) an die Missionsleitung nach Leipzig geschickt. Diese hatten sie in ihr Archiv gegeben.

Am 26. Februar 2021 werden diese Kaurna-Kinderbriefe nun in das australische Weltkulturerbe-Register eingetragen. Es gibt insgesamt nur fünf erhaltene Dokumente in der Kaurna-Sprache aus dem 19. Jahrhundert. An der Zeremonie, die um 5 Uhr deutscher Zeit stattfindet, nimmt auch der Direktor des Leipziger Missionswerkes Ravinder Salooja teil.

2014 waren die Briefe von Asien/Pazifik-Referent Hans-Georg Tannhäuser und Geschäftsführer Martin Habelt der Kaurna-Gemeinschaft als Dauerleihgabe zurückgegeben worden. Sie werden in der Bibliothek der Universität von Adelaide professionell aufbewahrt.

Cheryl Hoskin, Leiterin der Sondergutsammlung, initiierte im vergangenen Jahr die Registrierung der Kaurna-Kinderbriefe im Rahmen des „UNESCO Australian Memory of the World“-Register.

„Es ist wunderbar zu sehen“, so Direktor Ravinder Salooja, „wie die Mission Früchte trägt: Früchte, die nichts damit zu tun haben, dass Menschen Christen werden, sondern die den Menschen Leben schenkt. Das ist doch das, worum es bei Mission geht.“

In der historischen Geschichtsschreibung galt das Vorhaben als gescheitert: Der englische Gouverneur hatte der Schule seine finanzielle Unterstützung entzogen. Die Kaurna-Gemeinschaft wurde vertrieben und in die Unsichtbarkeit verdrängt. Einen Bekehrungserfolg konnten die Missionare auch nicht nachweisen. So wurde die Australien-Mission eingestellt.

175 Jahre später wurden die Früchte sichtbar: Mit Hilfe der von den Missionaren geführten Vokabellisten sowie Aussprache- und Grammatikbeschreibungen war es Sprachwissenschaftler*innen der Universität Adelaide gelungen, die zwischenzeitlich als verloren gegangen geltende Sprache wieder zu beleben. Heute ist Kaurna eine Sprache, die von einigen Aborigines der Kaurna wieder gesprochen wird.

Englische Übersetzungen der Briefe: https://www.adelaide.edu.au/library/special/mss/kaurna/

Digitalisate: https://digital.library.adelaide.edu.au/dspace/handle/2440/89548

Interessierte können sich für die Teilnahme an der Zeremonie unter info(at)lmw-mission.de an das Leipziger Missionswerk wenden.