Am 2. Dezember durfte Direktorin Annette Kalettka die Franckeschen Stiftungen in Halle kennenlernen. Im Gespräch mit Stiftungsdirektor Prof. Dr. Thomas Müller-Bahlke, seiner Stellvertreterin Anneheide von Biela, dem designierten Leiter des Studienzentrums Dr. Thomas Grunewald und der Verantwortlichen für Internationales Friederike Lippold ging es um weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Wichtige Bestandteile der Kooperation sind das Depositum des Schrifttums und der Tranquebar-Bibliothek des LMW in Halle sowie der Einsatz eines*r Freiwilligen aus unserer indischen Partnerkirche TELC. Im Anschluss erläuterte die Leiterin des Studienzentrums Dr. Britta Klosterberg einige herausragende Objekte der Leipziger Sammlungen.
Seit Frühjahr 2006 befindet sich der überwiegende Teil des Archivbestandes des LMW als Dauerleihgabe in den Franckeschen Stiftungen in Halle. Dazu gehören die Bestände des Archivs, die vor der Umwandlung der Leipziger Mission in das Evangelisch-Lutherische Missionswerk Leipzig e.V. am 1. Juli 1993 entstanden sind. In Halle befinden sich auch die Personalakten der bereits verstorbenen Missionarinnen und Missionare und weitere Mitarbeitenden - einschließlich der ausführlichen Dokumentation ihrer Arbeit (ca. 100 lfd. Meter).
Im Bereich der Archivalien, die den ersten lutherischen Missionar Bartholomäus Ziegenbalg betreffen, sind die vorhandenen Archive des Missionswerkes und der Franckeschen Stiftungen komplementär. Ziegenbalg kam 1706 im Auftrag der Dänisch-Halleschen Mission ins südindische Tranquebar (heute Tharangambadi, Tamil Nadu). Da die Leipziger Mission die Arbeit der Dänisch-Halleschen Mission 1847 vertraglich übernommen hat, bauen die Indien-Archive aufeinander auf. Darunter sind Briefe aus Kopenhagen und London aus dem 17. Jahrhundert.
In fast vierjähriger Arbeit gelang es, eine Übersicht über den Bestand des Archivs zu erarbeiten, die Ostafrikamaterialien zu erfassen und teilweise zu erschließen. Es entstanden Findbücher und ein Führer zum Archiv. In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Walter Beltz von der Universität Halle, Institut für Orientalistik, konnten Archivalien aus dem Bereich des Vorderen Orients verfilmt werden. Außerdem wurde in Kooperation mit den Franckeschen Stiftungen, der Karl-Graul-Gesellschaft und der Deutschen Forschungsgemeinschaft das sogenannte „Tranquebar-Archiv“ mit etwa 10.000 Blatt verfilmt und verschiedene Blätter restauriert.
Die handschriftlichen Dokumente des 18. Jahrhunderts auf Papier konnten 2024 im Rahmen einer von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) geförderten Maßnahme restauriert werden und stehen heute wieder Forscher*innen aus der ganzen Welt zur Verfügung. Die beeindruckenden Dokumente bieten über eine Zeitspanne von nahezu 130 Jahren faszinierende Einblicke in den Alltag des Missionsgebietes und die Begegnungen verschiedener Kulturen.
Die enge Verbindung von Halle, Leipzig und Tranquebar in Indien ist auch für die jungen Inderinnen und Inder interessant, die vermittelt durch das LMW einen Bundesfreiwilligendienst in den Franckeschen Stiftungen absolvieren können. Friederike Lippold, die sie als Mentorin begleitet, betonte die bereichernden Impulse des Austauschs.