Bei einem Kurzbesuch in Sachsen ist der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Papua-Neuguinea, Dr. Jack Urame, mit Vertreter*innen des Landeskirchenamtes, des Diakonenhauses Moritzburg und dem Leipziger Missionswerk zusammengekommen. Begleitet wurde er von Geschäftsführer Martin Habelt, der aktuell auch das Asien/Pazifik-Referat leitet.

In Dresden tauschten sich Bischof Urame und Landesbischof Tobias Bilz sowie Oberlandeskirchenrat Dr. Thilo Daniel über die Situation in den beiden Kirchen aus, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Während sich in Papua-Neuguinea 95 Prozent der Menschen zum Christentum bekennen, gehen die Mitgliedszahlen in Sachsen weiter zurück. Beide Bischöfe betonten die Bedeutung des Freiwilligenprogramms für die Partnerschaft und die Kirchen.

In Begleitung von Oberkirchenrat Friedemann Oehme ging es dann weiter nach Moritzburg. Dort lernte Bischof Urame mit Pfarrerin Sarah Zehme die designierte Vorsteherin des Diakonenhauses kennen. Moritzburg ist seit einigen Jahren in einer Partnerschaft mit Papua-Neuguinea engagiert. Beim Treffen dabei war auch Diakon Matthias Troeger, der bis 2020 im Auftrag von Mission EineWelt zehn Jahre die Jugendarbeit der ELC-PNG unterstützt hat und nun im Ruhestand die Beziehungen weiter begleitet. 2019 war eine Gruppe aus Moritzburg nach Neuguinea gereist, um insbesondere die Jugendarbeit der ELC-PNG kennenzulernen. Im vergangenen Jahr konnten in Moritzburg Mitarbeitende der Jugendarbeit willkommen geheißen werden. Beim Gemeinschaftstag 2023 unterzeichneten Tony Kundang aus Lae und Roger Sanangke aus Mt. Hagen eine Partnerschafts-Urkunde.

Am Abend nutzten die Freiwilligen Kesare Saki und Yanam Tamu die Gelegenheit, in ungezwungener Atmosphäre mit ihrem Bischof ins Gespräch zu kommen.

In der traditionellen Frühstücksrunde mit den LMW-Mitarbeitenden sprach der Bischof einige Themen an, die ihm gegenwärtig besonders am Herzen liegen.

Als erstes erwähnte er die Ordination von Frauen, für die er sich einsetze und die bei der Synode im Januar 2024 auf der Tagesordnung steht. Er höre eher kulturelle als theologische Einwände. Für ihn stünde es außer Frage, dass Frauen Führungsrollen übernehmen können und auch sollten. Für eine männerdominierte Gesellschaft wie in Papua-Neuguinea sei es jedoch ein langer Weg, bis sich Geschlechterrollen veränderten. Aber er sähe Veränderungen: „Und das ist gut für uns.“

Für das Land Papua-Neuguinea sind die Erderwärmung und die Umweltzerstörung durch Bergbau besondere Herausforderungen. „Wir leben in einem globalen Dorf. Doch obwohl wir die Risiken kennen, tragen wir weiter zum Desaster bei. Wenn die Auswirkungen zu schlimm werden, ist es zu spät zu reagieren.“, fasste er seine Sicht auf die Notwendigkeit des Klimaschutzes zusammen. Unter seiner Leitung wurde eine Stabsstelle im Bischofsbüro für Umwelt und Klimawandel eingerichtet, die sich für Klimagerechtigkeit auch gegenüber der Politik einsetzt. Er bat das LMW, die Informationen über die Bedrohungen insbesondere durch den Tiefseebergbau und die Verklappung von Minenabfällen zu teilen. Er sei dankbar, wenn das Missionswerk die Stimme der ELC-PNG verstärken könne.

Papua-Neuguinea stünde aktuell an einem Scheideweg. 50 Jahre nach der Unabhängigkeit geht es um die Frage, welches Entwicklungsmodell das Land braucht. Der Ausbau der Infrastruktur, die Reduzierung der Armut und der Arbeitslosigkeit sowie Perspektiven und Orientierung für die Jugend seien wichtige Themen.

Auch wenn es mit den europäischen Partner in manchen Bereichen unterschiedliche Ansichten gäbe, seien wir trotz allem eine Kirche: „Eine Kirche sein, bedeutet nicht, dass wir uniform sein müssen. Die Frage muss immer sein: Was bringt uns zusammen? Was ist unsere gemeinsame Basis?“, so Bischof Urame. Er erinnerte an die gemeinsame Geschichte und die Identifikation mit den Lehren Martin Luthers. „Wir haben unterschiedliche kulturelle Hintergründe. Wir interpretieren die Bibel anders, aber wir lassen uns deswegen nicht auseinanderdividieren!“