Zum Bild: Trilaterale Begegnung im Missionswerk: Der Generalsekretär der südamerikanischen Evangelischen Kirche am Rio de la Plata (IERP), Ricardo Schlegel (Mitte), freute sich am 6. November über Geschenke aus Tamil Nadu, Indien, vom Vorsitzenden der Kirchenleitung R. Thangapalam (2.v.l.) und Pfarrer Dr. Thomas Kennedy (2.v.r.). Die Leipziger Direktorin Annette Kalettka (links) und Geschäftsführer Martin Habelt (rechts) waren bereits am Vormittag bedacht worden.

Im anschließenden Gespräch ging es vor allem um die Organisation der beiden Kirchen und aktuelle Themenschwerpunkte. Ricardo Schlegel, der als erster Diakon der Kirchenleitung vorsteht, erläuterte die Geschichte seiner Kirche, die auf deutschsprachige Einwander*innen Anfang des 19. Jahrhunderts zurückgeht. 1899 schlossen sich die deutschsprachigen Gemeinden in Argentinien sowie in Uruguay (Montevideo) und Paraguay (Asunción) zur Deutschen Evangelischen La Plata Synode zusammen. Erst 1965 wurde die Tochterkirche der EKD selbstständig.

Sie umfasst heute rund 20.000 Gläubige im Länderdreieck Argentinien, Paraguay und Uruguay und ist eine unierte Kirche, die lutherische und reformierte Traditionen verbindet. In der IERP sind die Gemeinden autonom und auch für die Zahlung der Gehälter selbst verantwortlich. Die Höhe der Pfarrgehälter wird von der Kirchenleitung festgelegt.

Die alle zwei Jahre stattfindende Synode der IERP befasste sich 2024 mit dem Thema „Mission der Spiritualität“. Dabei ging es um die Frage, von wem die Mission ausgeht und was Christinnen und Christen als Nachfolgende Jesu Christi beitragen können. 

In den kommenden sechs Jahren werden vier Säulen die Arbeit der IERP prägen: Was heißt es, evangelisch zu sein und das Evangelium zu leben? Was heißt es, diakonisch zu sein? Was heißt es, prophetisch zu sein? Dazu gehört, die Probleme der Gesellschaft wahrzunehmen, zu kritisieren und zum Besseren zu verändern. Der vierte Schwerpunkt ist die Inklusion, im Sinne der Geschlechtergerechtigkeit, aber auch der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen und gesellschaftlichen Randgruppen. Erstmals wurden mehr Frauen als Männer in die Kirchenleitung gewählt. Das 10-köpfige Gremium wird alle zwei Jahre zur Hälfte neu besetzt.

Die Themen wurden von den Gästen der tamilischen Kirche als sehr wichtig erachtet. Die diakonische Arbeit ist auch in Tamil Nadu ein Schwerpunkt der Kirche. Pfarrer Dr. Thomas Kennedy berichtete eindrücklich von den Hilfsmaßnahmen während der Corona-Pandemie. Er organisiert bis heute die Sammlung von Nahrungsmittelspenden, um damit beispielsweise die kirchlichen Kinderheime zu unterstützen.

Zur Mitwirkung von Frauen verweist Dr. Kennedy auf eine sehr aktive Frauenarbeit. Aktuell sind 40 Pastorinnen neben ihren 168 männlichen Kollegen für die rund 125.000 Gläubigen zuständig. In den Kirchenvorständen der Gemeinden und Kirchenbezirke muss mindestens eine Frau vertreten sein. Für die Synode gibt es keine Quoten. Die Kirchenleitung besteht ausschließlich aus Männern.

Dr. Kennedy unterstrich die Verantwortung der Kirche in der Gesellschaft: „Wir haben die Bibel in der einen Hand und die Zeitung in der anderen. So wissen wir, was die aktuellen Herausforderungen sind.“ Ricardo Schlegel betonte, dass die Diakonie viele, auch nichtkirchliche Menschen erreicht: „Sie ist ein wichtiger Türöffner.“