Australien war das erste Missionsgebiet der Leipziger Mission (damals noch Dresdner Missionsgesellschaft). Clamor W. Schürmann (damals gerade 23 Jahre alt) und sein Kollege Christian Gottlob Teichelmann (31) wurden 1838 ausgesandt, um unter den lokalen Aborigines im Gebiet um Adelaide zu wirken. Den beiden ersten Missionaren folgten zwei Jahre später Eduard Meyer und Gottlieb Klose.
Vor Ort gewannen die Vier schnell das Vertrauen der Aborigines und beschäftigten sich ausgiebig mit der Sprache und den Lebensgewohnheiten der Kaurna Volksgruppe, die in den Adelaide Plains ihren angestammten Wohnplatz hatten. Innerhalb von nur zwei Jahren veröffentlichten die Missionare ein umfangreiches Wörterbuch. Für Kinder und interessierte Erwachsene boten sie in einer kleinen Schule Unterricht an, sowohl im Lesen, Schreiben und Rechnen in der Mutter-Sprache wie auch in Englisch. In den vielen Begegnungen versuchten sie, ihren Schutzbefohlenen auch das Evangelium zu verkünden – aber wie bei vielen anderen Australien-Missionaren vor und nach ihnen ohne Erfolg. Schon 1846 gaben sie ihre Missionstätigkeit wieder auf.
Das Wunder des Wirkens der vier Dresdner Missionare entfaltete sich erst 150 Jahre später: Ende der 1980er Jahre suchten Nachkommen der Aborigines in den Adelaide Plaines herauszufinden, was es neben der mündlichen Überlieferung noch von ihrer Kultur und Sprache zu wissen gab – und so zu ihrer Identität. Dabei entdeckten sie das Wörterbuch der Dresdner Missionare, das lange in amtlichen Archiven begraben lag. Sprachwissenschaftler waren überrascht über die Qualität und die Vielzahl der Sprachbeispiele und Worte, die Christian Gottlob Teichelmann und Clamor Schürmann in nur zwei Jahren gesammelt und analysiert hatten.
Im Vergleich zu anderen vom Aussterben bedrohten australischen Sprachen hatten die jungen Missionare die Grundlage für einen Prozess geschaffen, in dem sich die heutigen Angehörigen des Kaurna-Volkes ihre Sprache – und damit ihre Identität – wieder aneignen können. Was für die Dresdner Mission und ihre vier jungen Missionare ein gescheitertes Unternehmen war, hat sich für viele Nachfahren der Ureinwohner in Südaustralien als Segen erwiesen.
Auch wenn sich bis 1846 kein Aborigine taufen ließ, haben die vier Missionare und die Dresdner/Leipziger Mission ihren Platz im kollektiven Herzen dieser Völker gewonnen.
Übersetzungen (Gerhard Rüdiger) von zwei Artikeln aus dem Englischen:
106 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, August 2011, 18 Euro
Druck nur auf Bestellung
Dr. Christine Lockwood, Dr. Rob Amery (2011): Über alle Erwartungen. Die Missionsarbeit der Evangelisch-Lutherischen Missionsgesellschaft zu Dresden unter den Aborigines in Südaustralien 1838-1853
Preis: 18,00 Euro
Antje Lanzendorf, geb. Queck, hat an der Universität Leipzig Politikwissenschaft, Kommunikations- und Medienwissenschaft sowie Amerikanistik studiert und im Jahr 2005 ihr Studium mit einem Magisterabschluss beendet.
Schon während ihres Studiums war sie freie Mitarbeiterin der "Freien Presse", nahm an internationalen Workcamps teil und leistete verschiedene Praktika in entwicklungspolitischen Organisationen, beispielsweise im Grundsatzreferat des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Als DAAD-Stipendiatin arbeitete sie ein Semester für Probe International in Toronto/Kanada.
Antje Lanzendorf engagiert sich auch heute ehremamtlich für entwicklungspolitische Belange. Sie ist Mitglied im Bündnisrat von erlassjahr.de und im Vorstand des Entwicklungspolitischen Netzwerkes Sachsen.
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