Direktorin und Asien/Pazifik-Referentin Annette Kalettka im Gespräch mit Antje Lanzendorf, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Annette Kalettka: Herzliche Segenswünsche, liebe Antje, zu deinem 20-jährigen Jubiläum hier im LMW! Wie fühlen sich die 20 Jahre an?
Antje Lanzendorf: Vielen Dank und dir alles Gute zum Einjährigen! 20 Jahre! Es ist schon erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. Es hat sich natürlich vieles verändert. Neue Leute sind ins Team gekommen, die Rahmenbedingungen sind auch andere geworden. Aber wir sind nach wie vor gemeinsam mit den Menschen in unseren Partnerkirchen unterwegs und versuchen, das Thema weltweite Gerechtigkeit voranzubringen. Es ist schön, dass man in der langen Zeit Beziehungen entwickeln konnte und immer mal wieder „alte Bekannte“ trifft.
AK: Woran erinnerst du dich besonders?
AL: Die Dienstreisen sind natürlich immer besonders eindrucksvoll. Ich denke aber auch an das 175-jährige Jubiläum des LMW 2011 mit dem Kirchentag in Dresden, einer Sonderseite in der Leipziger Volkszeitung und der großen Feier auf der Alten Messe. Wichtig sind bei allem die Begegnungen und die Zusammenarbeit mit all den lieben Menschen. Danken möchte ich Elke Bormann, die noch immer meine treue Begleiterin ist und mich bei vielen Aktivitäten über die Jahre sehr unterstützt hat.
Wie ist es dir in deinem ersten Jahr ergangen?
AK: Ja, bei mir ist nun auch schon ein Jahr vergangen und immer noch lerne ich jeden Tag ganz viel Neues. Ich glaube, das wird in meinen Arbeitsbereichen auch so bleiben und das macht meine Stelle für mich auch so interessant. Nach einem Jahr weiß ich jetzt gut, wer wofür zuständig ist und wer was macht in unserem Team und Haus im LMW, in unseren Trägerkirchen und Netzwerken. Es sind einige Vorstellungen gewachsen von dem, was ich mir vornehmen möchte. Zum Beispiel möchte ich als Direktorin im kommenden Jahr die 190-Jahre des Bestehens unseres Missionswerkes in den Blick nehmen und die kommenden 10 Jahre andenken. 200 Jahre LMW sollten drin sein!
Woran denkst du, wenn du 2035 in den Blick nimmst?
AL: Gute Frage und gar nicht so leicht zu beantworten. Ich spinne mal: 2035 hat sich die neue Struktur im Arbeitsfeld weltweite Kirche gut etabliert. Durch die Zusammenlegung der verschiedenen Einrichtungen aus Sachsen und der EKM gibt eine noch bessere Verzahnung der Themen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung mit der konkreten Partnerschaftsarbeit. Die Öffentlichkeitsarbeit ist dadurch nochmal vielfältiger geworden. Mit einiger Anstrengung haben wir es geschafft, dass ein Großteil der historischen Bücher aus dem Verlag der Leipziger Mission, das historische Bildarchiv und die ethnografische Sammlung digitalisiert sind und unseren Partnern online zur Verfügung stehen. Das Bewusstsein für unsere gemeinsame Geschichte ist noch mehr gewachsen und wir arbeiten weiter daran, die Erzählungen für beide Seiten zu vervollständigen. Das spiegelt sich auch in dem dicken Buch wieder, das 2035 zur 200-jährigen Geschichte erschienen ist. Die politische Großwetterlage hat sich Gott sei Dank wieder gedreht. Die Menschen haben erkannt, dass Hass und Egoismus nur schaden und Kooperation und Verständigung doch der bessere und vernünftigere Weg ist. Mit unseren Partnerschaften haben wir dazu beitragen können.
Was sind deine nächsten Vorhaben?
AK: Im Asien-Pazifik-Referat hoffe ich den status quo der Partnerschaften halten zu können. So will ich auf Begegnungen und Austausch setzen. In den letzten Monaten habe ich Partnerschaftsgruppen in unseren Trägerkirchen besucht und Mitglieder aus der TELC durch Besuche und das Freiwilligenprogramm näher kennengelernt. Im Juli erwarte ich eine Jugendgruppe aus Lae in Papua-Neuguinea und Ende September reise ich mit Martin Habelt für drei Wochen in das Land im Pazifik. Da bin ich schon sehr gespannt.
Ich weiß, dass du auch im Bereich Archiv intensiv in Projekten mitarbeitest. Das ist in den vergangenen Jahren gewachsen. Kannst du dazu ein bisschen berichten?
AL: Zum Glück gibt es da starke Kooperationspartner, vor allem den Städtepartnerschaftsverein Tübingen-Moshi mit seinem Wachagga Project und die Franckeschen Stiftungen in Halle. Vor einigen Wochen wurde im Berliner Phonogramm-Archiv zum Beispiel die Digitalisierung von Tonaufnahmen abgeschlossen, die Elisabeth Seesemann Anfang des 20. Jahrhunderts bei den Wachagga in der Kilimanjaro-Region aufgenommen hat. Im Vorfeld gab es ein Ältestentreffen, das vom LMW finanziert wurde, um über das Projekt zu informieren. Dabei wurde sehr deutlich, wie wichtig diese historischen Aufzeichnungen für die Menschen in Tansania sind. Außerdem beschäftigt uns natürlich der Fall Hans Fuchs, der Schädel an das Königliche Völkerkundemuseum in Berlin vermittelt hat. Das hätte ich nie für möglich gehalten!
AK: Ja, der Fall zeigt, dass wir uns unserer kolonialen Geschichte stellen müssen und dass es dabei sicher auch Erkenntnisse geben wird, die uns erschüttern. Trotzdem sind unser Bildarchiv, die Nachlässe von Missionar*innen und Direktoren, die Bibliothek und die Objekte auch Schätze, die wir gemeinsam heben wollen. Da gibt es vieles zu sortieren, zu ordnen und gut zugänglich aufzuarbeiten mithilfe von Kooperationspartnern. Nicht zu vergessen unsere Ausstellung, die wir gründlich überarbeiten wollen. Du merkst mein Blick geht eher nach vorn als zurück. Auf die nächsten Jahre!
AL: Auf die nächsten Jahre!