Sächsische Landeskirche stärkt Arbeit in den Themenfeldern des Konziliaren Prozesses

(EVLKS) LEIPZIG – Am 10. Januar 2024 wurde in Leipzig die Arbeitsstelle für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens feierlich eröffnet. In ihr werden die drei wichtigen Themenfelder des Konziliaren Prozesses – Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung – künftig stärker miteinander vernetzt. Die drei landeskirchlichen Beauftragten für Kirchlichen Entwicklungsdienst, für Friedens- und Versöhnungsarbeit und für Schöpfungsbewahrung – Helena Funk, Michael Zimmermann und Dr. Anne Römpke – werden künftig in der neuen Arbeitsstelle im Leipziger Missionshaus in der Paul-List-Straße 19 in Leipzig eng zusammenarbeiten. Durch die gemeinsamen Räume ergibt sich zudem auch eine stärkere inhaltliche Zusammenarbeit mit der Partnerschaftsarbeit des Leipziger Missionswerkes.

Der Ökumene-Referent der sächsischen Landeskirche, Oberkirchenrat Friedemann Oehme, unterstreicht die Bedeutung der neuen Arbeitsstelle: „Die Themen des konziliaren Prozesses Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, die ja auch Eingang in die Präambel der Verfassung des Freistaates Sachsen gefunden haben, sind damit strukturell noch deutlicher in unserer kirchlichen Arbeit verankert.  Damit bekennt sich unsere Landeskirche zum Konziliaren Prozess, der auch nach 40 Jahren nichts an Dringlichkeit verloren hat.“

Die Beauftragte für den Kirchlichen Entwicklungsdienst und das Themenfeld Gerechtigkeit ist Helena Funk. Sie ist vor allem für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit und für die Beratung der kirchlichen Partnerschaftsgruppen mit Beziehungen in den Globalen Süden zuständig. Diese Arbeit war seit 1996 in der Arbeitsstelle Eine Welt mit Sitz im Leipziger Missionswerk verortet und wird nun künftig unter dem Themenbereich „Gerechtigkeit“ in der neuen Arbeitsstelle fortgeführt. Helena Funk (30) ist Sozialwissenschaftlerin und verfügt über zahlreiche Erfahrungen in der entwicklungspolitischen Arbeit. Seit 2021 ist sie Beauftragte für den Kirchlichen Entwicklungsdienst und war Delegierte der sächsischen Landeskirche auf der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 2023 in Krakau.

Der Beauftragte für Friedens und Versöhnungsarbeit ist Michael Zimmermann. Er bearbeitet friedenstheologische und friedensethische Themen, unterstützt Meinungsbildungsprozesse in der Landeskirche macht friedenspädagogische Angebote, indem er Hilfestellung mit Materialien anbietet. Michael Zimmermann (65) ist ausgebildeter Diakon und Sozialbetriebswirt (FH) und bereits seit 2018 als Beauftragter für Friedens- und Versöhnungsarbeit im Landesjugendpfarramt in Dresden tätig. Zuvor war er als Direktor der Diakonischen Akademie für Fort- und Weiterbildung e.V. im kirchlichen Bildungszentrum in Moritzburg tätig.

Die Beauftragte für Schöpfungsbewahrung ist Dr. Anne Römpke. Ihre Aufgabe ist es, in den Kirchgemeinden und im Raum der Landeskirche die Meinungs- und Bewusstseinsbildung, sowie konkretes Handeln in dem breiten Themenfeld des Umwelt-, Natur- und Klimaschutzes zu unterstützen. Neben der Mitwirkung an kirchlichen Projekten des Umwelt- und Klimaschutzes, arbeitet sie auch in Fachgremien mit und bildet Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus. Die 37-jährige Umweltpsychologin war seit 2020 als Referentin für Fragen der Schöpfungsverantwortung im Evangelischen Zentrum Ländlicher Raum – Heimvolkshochschule Kohren-Sahlis (HVHS) und zugleich als Beauftragte für Schöpfungsverantwortung in der sächsischen Landeskirche tätig. Diese Arbeit führt sie nun innerhalb der neuen Arbeitsstelle fort.

Konziliarer Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in Sachsen

Auf der 6. Vollversammlung des ÖRK 1983 in Vancouver (Kanada) wurden die Mitgliedskirchen aufgefordert, in einen konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung einzutreten. Die Trias der Themen griff die aktuellen Herausforderungen auf: Die Verschuldung der Länder im globalen Süden und die wachsende Ungerechtigkeit der Weltwirtschaft, die atomare Bedrohung durch das Wettrüsten und der Raubbau an der Natur. Unter den Bedingungen in der DDR waren diese Krisen besonders spürbar, wobei die Ungerechtigkeit vor allem als Beschränkung der eigenen Freiheit erfahren wurde. Nicht von ungefähr wurden die Themen des konziliaren Prozesses hier mit besonderer Aufmerksamkeit wahrgenommen. So war es der Erfurter Propst Heino Falcke, der den Antrag zu einem Friedenskonzil, die Idee von Carl Friedrich von Weizsäcker aufgreifend, auf der Vollversammlung in Vancouver einbrachte.

Einen Höhepunkt erreichte der Konziliare Prozess mit den ökumenischen Versammlungen in Dresden und Magdeburg 1988/89. Hier fanden sich auf Ebene der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) nahezu alle christlichen Konfessionen zusammen, um in der krisenhaften Situation, weltweit und in der DDR, zu einem gemeinsamen Wort zu finden. Im April 1989 wurde das Abschlussdokument in der Dresdner Kreuzkirche verabschiedet. Es trägt den Titel „Eine Hoffnung lernt gehen.“ Der konziliare Prozess hatte sich in einer konkreten Situation als wirkungsvoll erwiesen. Er hatte die konkreten Herausforderungen und Probleme fokussiert und sich dabei nicht von staatlichen Einmischungsversuchen beeindrucken lassen.

Um die Ergebnisse dieser Versammlung in die Breite von Kirche und Gesellschaft zu tragen, gründete der Stadtökumenekreis Dresden 1990 einen eigenen Verein, der 1992 zum Ökumenische Informationszentrum Dresden e. V. umgewandelt wurde. Das unter dem Kürzel „ÖIZ“ bekannte Zentrum leistet vor allem im Raum Dresden Bildungsarbeit.

Auf dem Bild zu sehen (v.l.n.r.): Oberkirchenrat Friedemann Oehme, Oberlandeskirchenrat Dr. Thilo Daniel, Synodalpräsidentin Bettina Westfeld, Helena Funk, Dr. Anne Römpke und Michael Zimmermann