In der Nacht vom 19. zum 20. Oktober 1896 kamen die aus dem Baltikum stammenden Leipziger Missionare Ewald Ovir und Karl Segebrock sowie fünf ihrer Begleiter vom Kilimanjaro in Akeri am Mount Meru in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) ums Leben, wo sie eine neue Missionsstation begründen wollten. Die damaligen Umstände sind umfangreich sowohl in zeitgenössischen als auch in aktuelleren Publikationen dokumentiert. 1993 wurde in Tansania ein Versöhnungsgottesdienst gefeiert, in dem der Bischof der Meru-Diözese Paulo Akyoo um Vergebung bat. Der damalige Direktor der Leipziger Mission Joachim Schlegel bekannte damals auch die Schuld der Deutschen. Es wurde von allen Beteiligten betont, dass durch diesen Akt der gegenseitigen Vergebung die Vergangenheit nun nicht mehr die Beziehungen belaste.

Worauf bislang allerdings weniger Augenmerk gelegt wurde, sind die Ursachen für diesen Überfall und deren Ursprung in der kolonialen Eroberung des Landes. „Die Leipziger Missionare begannen ihre Tätigkeit in Deutsch-Ostafrika unter der Vorgabe, dem Reich Gottes, nicht dem Deutschen Kaiserreich zu dienen. Man muss das als Versuch der Differenzierung werten“, erklärt Direktor Ravinder Salooja. „Die Ereignisse, die auf den Tod der sieben Zivilisten im Dienst der Leipziger Mission folgten, zeigt aber, dass so eine Differenzierung in einem solchen von kolonialer Dominanz geprägten Kontext nicht möglich ist. Dieser Verquickung mit dem Kolonialismus unserer Vorgängerorganisation möchten wir auf die Schliche kommen.“

Mit Referentinnen und Referenten aus Tansania, Lettland, Indien und Deutschland sollen die Verwicklungen näher untersucht werden, vor allem das Verhältnis zwischen Missionaren und Kolonialherren und der Umgang mit der an die Tötung folgenden Strafexpedition. So vertritt einer der Hauptreferenten Prof. Dr. Joseph Parselaw von der Universität Makumira (Tansania) die These: „Die anderen Leipziger Missionare wären in der Lage gewesen, dieses Massaker zu verhindern, aber sie schwiegen einfach, als ob nichts Schlimmes passieren würde.“

Am 28. Oktober widmet sich die Geschichtswerkstatt „glaubwürdig? Mission postkolonial“ (18 Uhr, online via Zoom) dem Eintritt der Leipzig Mission in der deutschen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Pfarrer in Ruhe Jürgen Günter beleuchtet insbesondere die Rolle des Missionsdirektors Karl von Schwartz, der 1891 sein Amt antrat und die „Missionsexpedition“ an den Kilimanjaro vorantrieb.

In Akeri wurde bereits am 13. Oktober mit einem Gottesdienst und einer Kranzniederlegung an den Gräbern von Ovir und Segebrock der Opfer der sogenannten „Akeri-Killings“ vor 125 Jahren gedacht.

Programm des Symposiums (Englischsprachig)

Hinweise zur Geschichtswerkstatt

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