Das Missionswerk der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens und der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland

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Auf dieser Seite finden Sie die Kurzbiografien unserer Missionarinnen und Missionare. Wir arbeiten fortlaufend an der Vervollständigung der Lebensläufe. Gern wollen wir auch auf etwaige Veröffentlichungen hinweisen. Sie haben Korrekturen oder Ergänzungen? Dann wenden Sie sich bitte an Antje Lanzendorf.

Friedrich Mergner

Johann Otto Friedrich Mergner wurde am 5. August 1905 in Segnitz als drittes Kind des Ortspfarrers Gustav Gotthold Mergner und seiner Ehefrau Elfriede Julie, geb. Sperl geboren. Die Taufe durch den Petersauracher Pfarrer Johannes Sperl fand am 27. August 1905 in der St. Martinskirche Segnitz statt. Als Taufpaten sind der Bahnexpeditor in Neumarkt/Opf. und der Pfarrvikar in Kairlindach bei Erlangen Otto Sperl im Kirchenbuch eingetragen. Das Ehepaar hatte bis dahin bereits zwei Töchter, die 1902 geborene Helene Pauline und die ein Jahr jüngere Adelheid Katharina Johanna. Pfarrer Mergner hatte es in Segnitz offensichtlich nicht leicht. Die Pfarrchronik schreibt „Er folgte am 16.6.1901. Während seiner Amtszeit wurde dasSchulhaus erbaut. Unerquicklich war das Verhältnis zu Hauptlehrer Frisch, infolgedessen er im April 1909 Segnitz verließ.“ Die Familie zog dann nach Edelsfeld bei Sulzbach-Rosenberg, wo 1910 noch mindestens eine Tochter Elisabeth geboren wurde. Elisabeth Mergner promovierte später zum Dr. med. und heiratete den Missionar Dr. h.c. Ernst Jäschke.

Friedrich Mergner besuchte das humanistische Gymnasium in Regensburg und Nürnberg und studierte anschließend an den Universitäten Erlangen, Tübingen und Würzburg Medizin. Im Frühjahr 1929 bestand er das medizinische Staatsexamen und promovierte zum Dr. med. Sein praktisches Jahr absolvierte er in der Inneren Abteilung und in der Neurologie im Städtischen Krankenhaus in Nürnberg, in den Chirurgien im Landeskrankenhaus in Homburg/Saar und Lippstadt/Westfalen. Später war er als Assistenzarzt in Lippstadt und im Stift Bethlehem in Ludwigslust/Mecklenburg tätig. Am 27. Dezember 1931 heiratete er die Zahnärztin Friederike Zill aus Würzburg. Mit ihr siedelte er ins Leipziger Missionshaus nach Leipzig über, um sich für den Missionsdienst in Afrika vorzubereiten. Hierzu vervollständigte er seine medizinische Ausbildung im Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten in Hamburg und in der Universitätsklinik in Berlin. Darüber hinaus erwarb er sich praktische Kenntnisse im Apothekenwesen in einer Leipziger Apotheke.

Seine Ehefrau Friederike wurde am 9. Januar 1908 in Würzburg als Tochter des Kaufmanns Leonhard Zill und seiner Ehefrau Maria, geb. Hörner geboren. Dort besuchte sie nach der Volksschule die höhere Mädchenschule und das Realgymnasium. Nach dem Abitur studierte sie an der Universität Würzburg Zahnheilkunde. 1929 bestand sie das Physikum, im Herbst 1931 das Staatsexamen und im Januar 1932 promovierte sie zum Dr. med. dent.

Am 23. Oktober 1932 wurde das Ehepaar in der Nikolaikirche in Leipzig zum Missionsdienst nach Ostafrika abgeordnet. Am 9. November 1932 reisten sie nach Tansania aus und landeten am 27. November in Tanga. Nach einer kurzen Einarbeitung im Krankenhaus der Bethel Mission in Bambuli übernahm Dr. Friedrich Mergner die Verantwortung für das Krankenhaus in Madschame (heute Machame) westlich des Kilimanjaro. Trotz knapper Mittel baute er bis 1937 das Hospital mit einem Operationssaal, einer Geburtsstation und mit einer Apotheke weiter aus. Seine Frau übernahm zudem die Zahnbehandlung und kümmerte sich um ihre drei Kinder (zwei weitere wurden später in Deutschland geboren). Mit Unterstützung durch indische Geldmittel konnte Mergner das etwas abseits gelegene Inder-Hospital aufbauen. Gegen Ende seiner Tätigkeit errichtete er noch ein Schwesternhaus. Seit 1936 hatte Dr. Mergner auch Unterstützung von seiner Schwester Dr. med. Elisabeth Mergner. Sie brachte eine Ausbildung in Tropen- und in Kindermedizin mit und war ebenfalls im Auftrag der Leipziger Mission nach Tansania ausgesandt worden.

Vom 5. September 1937 bis zum 11. Februar 1938 gönnte sich Dr. Friedrich Mergner mit seiner Familie einen Heimaturlaub in Deutschland. Bei dieser Gelegenheit sammelte er in Vorträgen Geld für die Anschaffung eines Röntgengeräts und einer Kühlzelle. Diese Geräte erreichten das Hospital in Machame allerdings erst kurz vor Kriegsbeginn und konnten deshalb erst nach dem Zweiten Weltkrieg, allerdings nicht mehr von Dr. Mergner, aufgebaut werden. Während seiner Abwesenheit wurde das Hospital von seiner Schwester Dr. Elisabeth Mergner geleitet, der zahnärztlich Betrieb ruhte. Vor seiner Abreise nach Deutschland besuchte Dr. Friedrich Mergner im Juli noch verschiedene Krankenstationen im Paregebirge und im Kilimanjarogebiet. Von seiner Schwester begleitet nahm er an der Konferenz der Missionsärzte im Tanganjikagebiet teil, bei der über eine Zusammenarbeit mit der Mandatsregierung beraten wurde.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Dr. Friedrich Mergner unmittelbar nach der Kriegserklärung Englands am 3. September 1939 verhaftet. Bei der Heimfahrt aus Moshi wo die Familie Mergner Schwester Elisabeth und Schwager Ernst Jäschke besucht hatte, wurde er durch einen Kontrollposten aus dem Auto heraus festgenommen und ins Internierungslager in der Kaffeeaufbereitungsfabrik von Bueb bei Moshi, wo auch Missionar Jäschke landete, gebracht. Nun holte ihn seine nationalsozialistische Karriere ein. Zusammen mit weiteren führenden Nationalsozialisten wurde er von den übrigen Lagerinsassen getrennt und dann auf die dem Hafen von Dar-es-Salam vorgelagerte Insel verlegt. Anschließend kam er nach Südafrika, von wo er erst 1948 nach Deutschland zurückkehren durfte. Das hat ihm vielleicht sogar das Leben gerettet. Wäre er nämlich ausgewiesen worden, hätte man ihn in Deutschland in den Krieg geschickt. Seine Familie wurde ins Lager Oldeani deportiert und kehrte 1940 nach Deutschland zurück.

Friedrich Mergner war bereits seit seiner Studentenzeit Mitglied der NSDAP und bekleidete bald auch Ehrenämter. In Tansania war er Ortsgruppenleiter der NSDAP-Ortsgruppe Moshi. Sein Schwager Ernst Jäschke skizziert sein Verhältnis zum Nationalsozialismus 1987 im Nachruf für seinen Schwager „Friedrich Mergner war Idealist im besten Sinn des Wortes, der die bösen Seiten des Nationalsozialismus niemals gut geheißen hat. Dazu verhalf ihm sein fester lutherische Glaube, den er aus seinem Elternhause mitgebracht hatte. Ich selbst habe ihn von 1936 – 1940 regelmäßig über die üblen Vorkommnisse in der Kirche berichtet, die durch die Deutschen Christen und die Partei verursacht wurden. Für ihn gab es keinen Zweifel daran, daß ihm seine lutherische Kirche über die Partei-Doktrin ging. Sein Elternhaus und seine ganze Großfamilie gehörten der Bekennenden Kirche an. Dr. Friedrich Mergner bemühte sich darum, auszugleichen und geriet darüber von Seiten der Partei in Misskredit. Ich weiß, daß die Reputation von Dr. Mergner beim Landesleiter der NSDAP von Tanganyika – Herrn Trost – dem Bruder von Hitlers Architekten – nicht sehr gut war. Man traute ihm nicht.“ Jäschke bemerkt weiter, dass Mergner im Missionsbetrieb keine Schwierigkeiten verursachte und ein allseitig geschätzter Missionsarzt war, dessen ganze Lebensführung und sein gewissenhaftes christliches Berufsethos seiner christlichen Herkunft entsprach und der Wert darauflegte, „dass in seinem Hause bewußt christlicher Geist herrschte. Als gut lutherischer Hauspriester hielt er die tägliche Andacht und zwar keineswegs in einem deutschchristlichen Geiste.“

Nach seiner Rückkehr aus der Internierung fand Dr. Friedrich Mergner zunächst Arbeit als Volontärarzt im Marienstift in Braunschweig und im Werbedienst der Leipziger Mission in Westdeutschland. Nachdem es ihm nicht gelang, eine Anstellung in einer Anstalt der Inneren Mission zu finden, übernahm er die Arztpraxis seines verstorbenen Onkels in Katzwang, die er bis ins 80. Lebensjahr führte. Dr. Friedrich Mergner starb am 27. September 1987 in Katzwang, wo er auf dem Friedhof die letzte Ruhe fand. Seine Ehefrau Dr. Elisabeth starb am 13. Dezember 1990 im Alter von 82 Jahren ebenfalls in Katzwang.

Norbert Bischoff, Gemeindearchiv Segnitz

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