Am 21. August kam in Ashira der Ältestenrat zusammen, um sich über die Arbeit der Leipziger Missionsschwester Elisabeth Seesemann informieren zu lassen. Die 1869 in Mitau (Lettland) geborene Musiklehrerin wurde 1905 als Lehrerin für die Dschagga-Mission in der Kilimanjaro-Region in die damalige Kolonie Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) abgeordnet. In dieser Zeit forschte sie sprachwissenschaftlich und nahm Musik, Gedichte und Geschichten der Wamamba auf Phonographenwalzen und Wachszylinder auf. Die rund 90 Aufnahmen liegen bis heute im Phonogrammarchiv in Berlin. Zu diesen Tonaufnahmen verfasste sie ausführliche Beschreibungen.
Der Tübinger Hartmut Andres stieß während des „Wachagga-Projekts“ auf Seesemanns Arbeiten und initiierte gemeinsam mit Dr. Valence Silayo, Dozent für Geschichte, Archäologie und Denkmalpflege an der Universität von Dar es Salaam, Tansania, das Treffen in Ashira, um über die Tonaufnahmen in Deutschland zu berichten. Organisiert wurde das Treffen gemeinsam mit der Kilimanjaro Heritage Society (KHS). Finanziert wurde die Zusammenkunft aus Mitteln des Leipziger Missionswerkes.
Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die in Deutschland aufbewahrten Aufzeichnungen in Tansania zugänglich sein sollten. Sie wären eine Quelle der Inspiration für die Förderung der Chagga-Kultur, -Tradition und -Sprache, die durch den kolonialen Einfluss und die „Modernisierung“ des gesellschaftlichen Lebens gelitten hat. Es wurde eine Resolution zur Beantragung der Digitalisierung und Veröffentlichung dieser Aufnahmen formuliert.
Übersetzung des Briefes an das Ethnologische Museum im Humboldtforum zu Berlin
- Zunächst möchten wir, der Ältestenrat von Ashira, der Leipziger Mission danken für die Ermöglichung unserer Teilnahme an einem Workshop, der am 21.08.2024 organisiert wurde. In diesem Workshop konnten wir die Arbeit von Elisabeth Seesemann erleben, die unserer Gemeinschaft half, wertvolle Materialien wie Lieder, die wir in unserer Kindheit sangen, aber nicht technisch bewahren konnten, zu erhalten.
- Nach der Auseinandersetzung mit dieser wertvollen Arbeit wuchs unser Wunsch, dieses Material zu besitzen, und wir beschlossen, die richtige Person um Unterstützung zu bitten, um uns zu helfen, dieses Material in unsere Gesellschaft zurückzubringen.
- Durch die Interaktion mit den Leitern dieses Workshops erfuhren wir, dass diese Arbeit in zwei Schritten erfolgen muss: a) Zunächst die Digitalisierung aller Materialien und b) Danach die Notwendigkeit, Forschung im Chagga-Land am Kilimanjaro durchzuführen, um die Vergangenheit mit der Gegenwart und der Zukunft zu verbinden, wobei die Bedeutung der kulturellen Identität betont und ein lebendiger Ansatz für das kulturelle Erbe gefördert wird. Wir würden die Umsetzung dieser vorgeschlagenen Aktivitäten sehr schätzen.
- Der Ältestenrat glaubt, dass unsere Ashira-Gemeinde uns gut vertreten wird, um die Koordination hinsichtlich des Designs und der Umsetzung dieser Arbeit mit den Leitern, mit denen sie in diesem Workshop zusammengearbeitet hat, zu übernehmen.
- Wir schätzen Ihre Berücksichtigung dieser Anfrage sehr und freuen uns auf die Zusammenarbeit, um unsere Kultur und unser Erbe am Kilimanjaro wiederaufzubauen.
- Bitte kontaktieren Sie Rev. Jerome Kimaro, den leitenden Pastor der Ashira-Gemeinde, für Fragen und Anleitungen, wie man in dieser wertvollen Angelegenheit voranschreiten kann.
Neben den Gemeindeältesten der Region und Vertreterinnen und Vertretern der Meru-Diözese waren auch Schülerinnen aus der benachbarten Ashira Girls Boarding School eingeladen, an der auch Elisabeth Seesemann unterrichtete. Sie nahmen gemeinsam mit ihrer Schulleiterin und zwei Lehrerinnen teil. So wurde auch die jüngere Generation eingebunden.