Das 186. Jahresfest vom 8. bis 10. Juli stand unter dem Titel "Kirche des gerechten Friedens werden".

Am Freitagabend fand ein Abend der Begegnung statt, an dem auch der ehemalige Direktor des LMW, Volker Dally (heute Generalsekretär der VEM in Wupptertal) mit seiner Frau Katja teilnahm. Ehemalige Mitarbeitende und Angehörige nutzten die Gelegenheit, mit Süd-Nord-Freiwilligen aus Tansania und Indien sowie den beiden für das Jahresfest angereisten Gästen aus Indien und Papua-Neuguinea ins Gespräch zu kommen.

Am Samstagvormittag traf sich der Freundes- und Förderkreis zu seiner jährlichen Mitgliederversammlung, bei der auch ein neuer Vorstand gewählt wurde.

Beim thematischen Teil am Nachmittag führte Michael Zimmermann, Friedensbeauftragter der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, in verschiedene Aspekte der kirchlichen Friedensarbeit ein und stellte konkrete Aktionen und Initiativen vor.

Tansania-Referent Daniel Keiling berichtete von der Friedenskonsultation der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland im Mai 2022 in Lutherstadt Wittenberg.

Dr. Samuel Manuel, Leiter des Ziegenbalg-Museums in Tharangambadi (Tranquebar, Indien), nahm in seinem Vortrag vor allem die Situation der Christ*innen und Muslim*innen in Indien in den Blick. Seit der Regierungsübernahme durch die hindu-nationalistische PJB habe sich deren Lage erheblich verschlechtert. Sie fühlten sich zunehmend als Bürger*innen zweiter Klasse. Zu beobachten sei eine gezielte Besetzung der Gerichtshöfe mit hindu-fundamentalistischen Richtern. Er bat die Gäste des Jahresfestes, für Indien zu beten. Die jahrtausendelang bestehende Harmonie zwischen den Religionen sei erheblich gefährdet. Mittlerweile werde Nicht-Hindus offen nahegelegt, Indien zu verlassen und sich in Ländern niederzulassen, wo ihre Religion in der Mehrheit sei.

Pfarrer Peter Gigmai, Leiter des Theologischen Hochlandseminars in Ogelbeng in Papua-Neuguinea, beschrieb zunächst einige Traditionen, mit denen früher Frieden zwischen Dorfgemeinschaften hergestellt werden sollte. So wurden Ehen arrangiert und in Zeremonien Nahrungsmittel ausgetauscht. Mit der Einführung eines Schulsystems und der zunehmenden Bildung und Individualisierung funktionieren diese Strategien nicht mehr. In Papua-Neuguina durchläuft die Gesellschaft einen tiefgehenden Wandel, der zu einer immer größer werdenden Ungerechtigkeit führt: "Reiche werden reicher, Arme werden ärmer." Dabei trage auch der Ukraine-Krieg zu einer Verschärfung bei: "Was auf der anderen Seite der Welt passiert, führt zu Konflikten in PNG". Als Beispiel nannte er die steigenden Kosten für Bustickets wegen steigender Benzinpreise.

Peter Gigmai wandte sich zum Abschluss seines Vortrags zum Altar in der Kapelle. Er bedankte sich für die Symbolik. Sie zeige, dass wir alle eins in Christus seien, eine Familie. Christus kam nicht nur für Deutschland, sondern auch für alle anderen Länder dieser Erde. "Das Evangelium ist farblos, vielleicht ist es auch weiß, vielleicht ist es auch schwarz - aber es ist immer für alle gleich."

Harieth Mmanga, die derzeit einen Freiwilligendienst an der Evangelischen Akademie in Lutherstadt Wittenberg absolviert, ergänzte einige Aspekte aus tansanischer Perspektive.

Das Abendprogramm wurde von den aktuellen Süd-Nord-Freiwilligen aus Indien und Tansania und den zukünftigen Nord-Süd-Freiwilligen gestaltet, die im Rahmen des Festgottesdienstes am Sonntag in der Nikolaikirche ausgesandt wurden. Die Predigt hielt Rev. Robert Moore. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst vom Gospelchor der Thomaskirche unter der Leitung von Eva von der Heyde.