In einer Thesenreihe zum Jahresthema des Leipziger Missionswerkes "glaubwürdig? Mission postkolonial" versuchen die Referenten und Referentinnen des Leipziger Missionswerkes, den eigenen Standpunkt zu konkretisieren. In einem intensiven Prozess der Referentinnen und Referent miteinander ist ein Papier entstanden, dass sich zunächst den Begriffen widmet und was im LMW darunter verstanden wird.

In der anschließenden Positionsbestimmung werden die Interessen formuliert, die das LMW mit dem Jahresthema verfolgt. Unser Interesse besteht darin,

  • uns unserer eigenen Privilegien bewusst zu werden und uns entsprechend zu verhalten und zu handeln,
  • im Diskurs die Sachebene zu stärken und das Ringen um Inhalte zu unterstützen ohne einzelne Perspektiven hervorzuheben, auszugrenzen und gegeneinander auszuspielen.
  • koloniale Strukturen unseres Denkens und Tuns in Geschichte und Gegenwart aufzudecken und zu reflektieren
  • damit zur Glaubwürdigkeit unserer Arbeit beizutragen und
  • Beiträge zur Überwindung vorhandener kolonialer Strukturen und Haltungen zu leisten
  • aktiv gegen Formen der Diskriminierung wie Rassismus, „othering” usw. einzutreten.

Es wird betonnt, dass Rückmeldungen erwünscht sind, "die uns helfen, unsere eigene Position noch besser zu fassen, indem sie uns zum Beispiel auf mögliche 'blinde Flecken' hinweisen. Deshalb freuen wir uns über andere Sichtweisen, Perspektiven und Positionen und begrüßen den offenen Dialog."

Im Kapitel "Leipziger Mission"  werden die historische Perspektiven näher beleuchtet. Die Gründung des Dresdner Missionshilfsvereins 1819 und der Dresdner/Leipziger Missionsgesellschaft 1836 im Kontext der Erweckungsbewegung fällt in die Hoch-Zeit des europäischen Imperialismus und Kolonialismus. Von Beginn der 1880er Jahre bis 1892 weist die Generalversammlung der Leipziger Mission das Anliegen der Tätigkeit in den deutschen Kolonien auch mit Blick auf eine mögliche Korruption der religiösen Motive bei zu großer Nähe zur Kolonial-Obrigkeit zurück. Nach dem Direktorenwechsel 1891 von Julius Hardeland zu Karl von Schwartz fällt 1892 die Entscheidung zur Tätigkeit in Deutsch-Ostafrika, der 1893 die Aussendung der ersten Missionare an den Kilimanjaro folgt.
Es werden Fragen formuliert, die weiter bearbeitet werden sollen, beispielsweise "Wieviel 'wahres Leben als Zeugen des Evangeliums' war im 'falschen Kontext des Kolonialismus' möglich, ohne die Botschaft der Guten Nachricht zu korrumpieren?"

Im abschließenden Teil geht es um den Gegenwartsbezug des Evangelisch-Lutherischen Missionswerkes Leipzig. So wird postuliert: "Wir wissen, dass sich auch in der kirchlichen Partnerschaftsarbeit koloniale Strukturen fortsetzen können. Unser Anliegen ist es, diese zu überwinden."

Das Papier diente zum einen der intensiven Auseinandersetzung im Kreis der Referent:innen und der Verständigung über verschiedene Positionen. Zum anderen wird damit auch Stellung genommen zu den Zielen, die mit dieser Themenstellung verbunden sind.