Am 25. Februar 2024 wurden die Internetseiten des Forschungsprojekts “Wachagga Project” des Städtepartnerschaftsverein Tübingen Moshi e.V. in vollem Umfang freigeschaltet. Das Projekt befasst sich vor allem mit der Arbeit des Leipziger Missionars und Ethnologen Dr. Bruno Gutmann. Er beschäftigte sich Anfang des 20. Jahrhunderts intensiv mit dem Sozial- und dem Rechtssystem, den Stammeslehren und den historischen Traditionen der in der Kilimanjaro-Region lebenden Wachagga. Seine Erkenntnisse veröffentliche Gutmann in zahlreichen Publikationen in verschiedenen Sprachen. Im Rahmen des "Wachagga Projects" wurden sieben Bücher Gutmanns digitalisiert. Auf ausdrücklichen Wunsch von tansanischer Seite wurde als erstes die deutschsprachige Biografie des Chagga-Führers Rindi, dem Vater von Mangi Meli, auf Kiswahili übersetzt und veröffentlicht.

Initiator und Organisator des Projekts ist der Tübinger Hartmut Andres. Die internationale Kooperation zwischen dem Städtepartnerschaftsverein Tübingen Moshi e.V., der Universität von Dar es Salaam und der Kilimanjaro Heritage Society wird gefördert  vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland.

Staatsminsterin Katja Keul liegt das Projekt persönlich am Herzen. "In meinen Gesprächen in Tansania habe ich oft gehört, wie lebendig und liebevoll man sich an Gutmann erinnert. Ich finde es wunderbar und sehr wichtig, dass das Wissen, das Gutmann über das Volk der Chagga gesammelt hat, mit der Übersetzung und Veröffentlichung dieses [der Biographie Rindis] und anderer Werke von ihm an den Fuß des Kilimandscharo zurückkehrt.", schreibt sie in einem Grußwort.

Neben den digitalisierten Büchern Gutmanns finden sich zusätzliche Hintergrundinformationen zur Kultur der Wachagga, der Zeit des deutschen Kolonialismus in Tansania sowie eine umfangreiche Bibliographie zur Thematik auf den Unterseiten des “Wachagga Projects”. Die Seite wird fortlaufend ergänzt. Nicht nur im Leipziger Missionswerk ist in den vergangenen Jahren das Bewusstsein gewachsen, wie wichtig es ist, das kulturelle Erbe der Missionare mit den Menschen zu teilen, über deren Kultur und Geschichte geschrieben wurde.

Am ersten Märzwochenende wurde das Projekt in Tansania vorgestellt. Am 2. März gedachte man in Moshi auch der Hinrichtung von Mangi Meli und 18 weiteren Männern, die im Jahr 1900 auf Befehl der deutschen Kolonialherren gehängt worden waren. Ihre damals abgetrennten Schädel sind bis heute überwiegend verschollen und befinden sich vermutlich in Deutschland. Bei drei Schädeln war die Suche bislang erfolgreich. Ein aktueller Beitrag dazu findet sich auf evangelisch.de.