Erneut hatten Magdalena Zimmermann und Claudia Buess von Mission 21 sowie Susann Küster-Karugia und Ravinder Salooja vom Evangelisch-Lutherischen Missionswerk Leipzig zur Konsultation eingeladen. Die beiden Referent:innen Dr. John Njenga Karugia und Prof. Dr. Marion Grau formulierten ihre Impulse zur Frage einer dekolonisierten Mission. John Karugia verwies u.a. auf die Schaffung neuer Eliten durch die Tätigkeit der Missionsgesellschaften und ihre fortdauernde Verbindung im nach-kolonialen Staat bis heute. Er bot den Teilnehmenden Einblick in einen Twitter-Verlauf zur Frage "Was würdest Du den Missionaren, die das Christentum und die Heilige Bibel nach Afrika gebracht haben, heute sagen?". In den Antworten war sowohl Lob der historischen Missionsarbeit wie aber auch massive Kritik zu lesen. "Ein Realitätscheck", meinte Magdalena Zimmermann in der anschließenden Auswertung, "den wir - fürchte ich - auf dieselbe Frage in unseren eigenen Kanälen so nicht bekommen würden."

Marion Grau stellte in ihrem Beitrag heraus, dass Kirche historisch immer mit dem Imperium verbunden gewesen sei, und zwar eben auch als noch marginalisierte Bewegung in den ersten Jahrhunderten der Kirchengeschichte. Am Beispiel des "Magnificat" (Lukas 1, 46-55) zeigte sie den dort sichtbar werdenden Wunsch nach Umkehrung der Verhältnisse auf, der aber die Verhältnisse von "oben" und "unten" selbst nicht in Frage stelle. Auch in diesem Sinne sei Kirche nie unpolitisch und könne auch keine pseudo-neutrale Haltung einnehmen. Ihr Impuls traf sich mit Positionen von John Karugia in den Überlegungen des Zulassens von Hybridität anstelle des Zwangs zu binär konstruierten Identitäten. Als Kriterium formulierte sie den Versuch, Gottes Gerechtigkeit für die ganze Schöpfung zu leben und entsprechende Strukturen dafür zu unterstützen. Die Teilnehmenden kamen zum Abschluss darin überein, den Konsultationsprozess im kommenden Jahr weiter zu führen.