(SES/LMW) Im australischen Sydney gaben die Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen (SES) am 16. August 2023 vier identitätsstiftende Objekte an die Kaurna zurück.

Die vier Alltagsgegenstände kamen einst über Missionare der damals noch Dresdner Mission (heute Evangelisch-Lutherisches Missionswerk Leipzig) nach Sachsen. Der Speer, ein Grabstock, eine Keule und ein Netz waren 1839 von Clamor Wilhelm Schürmann und Christian Gottlob Teichelmann gesammelt wurden.

Schürmann und Teichelmann hatten den Auftrag (publiziert in Acta Historico-Ecclesiastica Seculi XIX, 1837) „das Missionswerk in Europa dadurch zu fördern, dass Sie, ohne bedeutenden Kostenaufwand, von den Produkten Süd-Australiens für die naturforschenden Freunde unserer Gesellschaft einige Exemplare übersenden.“ Dies sei ein „Liebesdienst zur Beförderung der Wissenschaft“.

Miriam Hamburger, Provenienzforscherin am Grassi-Museum, hat die Geschichte recherchiert und in der KIRCHE weltweit 2/2021 einen Beitrag darüber geschrieben. Die vier Objekte wurden 1840 dem Historischen Museum Dresden geschenkt. 1877 wurden sie an das Zoologische und Anthropologisch-Ethnographische Museum (heute Museum für Völkerkunde Dresden) übergeben. Seit 2004 ist dieses Museum Teil der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen (SES), die zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) gehören.

Die Missionare arbeiteten in der Region um Adelaide im Süden Australiens während der Zeit der ersten kolonialen Besiedlung dieses Gebietes, die geprägt war von Vertreibung der indigenen Bevölkerung aus ihrem Land, dem Verlust ihrer Sprachen und ihrer materiellen Kultur. Neben ihrer missionarischen Tätigkeit erforschten sie die Sprache der Kaurna und weiterer Volksgruppen, fertigten Wortlisten an und veröffentlichten diese. Somit trugen sie maßgeblich zu der Dokumentation der Sprachen bei.

Die SES und das Leipziger Missionswerk blicken auf eine lange und enge Zusammenarbeit mit Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinschaft der Kaurna zurück. Aus Anlass eines Besuchs von Kaurna-Vertreterinnen 2011 in Leipzig wurden die Objekte von Dresden nach Leipzig gebracht, um sie den Gästen zu zeigen. Dr. Birgit Scheps-Bretschneider vom Leipziger Grassi-Museum für Völkerkunde bemühte sich sehr um diesen Kontakt und nahm als Vertreterin der SES auch an der Rückgabezeremonie teil.

„Der Rückgabeforderung 2019 gingen intensive Provenienzrecherchen voraus. Besonders die Nachforschungen seitens der Gemeinschaft der Kaurna ermöglichte eine gute historische Kontextualisierung dieser Objekte. Anlass für die Rückgabe ist die Anerkennung dieser Objekte als identitätsstiftend für die Gemeinschaft der Kaurna in Anbetracht der Provenienz, ihres historischen Kontextes und ihrer wichtigen Rolle als historische Zeugnisse ihrer materiellen Kultur.“, heißt es in der Pressemitteilung der SES.

Dank der Unterstützung des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus sowie des Auswärtigen Amtes der Deutschen Botschaft in Canberra und dem Australian Institute of Aboriginal and Torres Strait Islander Studies (AIATSIS) konnte nun die Rückgabe in Sydney stattfinden.

Bild: 2011 konnten Dr. Alitya Rigney (l.) und Verna Koolmatrie (2.v.l.) erstmals die Artefakte ansehen, die 1839 von Australien nach Sachsen kamen. (Foto: Antje Queck, LMW)